Montag, 17. November 2008

Obama, komm change den Deutschen Rap (fixed)



Der allgemeine Obama Wahn ging glücklicherweise(?) an diesem, unseren schönen Blog fast vollständig vorbei. Einige schöne Mixes, einige nette Tracks vor der Wahl. Das war's. Jetzt schweigt die Mischkassettengeneration zu den großen Ereignissen, die sich da in Übersee abgespielt haben. Dabei sind wir jetzt doch alle irgendwie Präsident und sowieso ganz politisch. Oder denken es zumindest. Wer Blogeinträge, Schlagzeilen und vor allem Tracks diverser deutscher Künstler betrachtet bzw. anhört, muss sich schon ein wenig wundern. Alles ist auf einmal so politisch. Dabei wird allerdings ein Umstand deutlich, der vielleicht auch ein Deutschrapproblem an sich ist. Unsere eigenen Probleme und unsere eigene Politik scheint uns nicht wirklich zu interessieren. Tracks über Merkel, zur Bundestagswahl oder aktuell zur Bayern Wahl, zum Grünen Parteitag? Fehlanzeige. O.K. Angie hat uns nie den Change versprochen, aber trotzdem. Wenn wir ehrlich sind, wäre uns das Rap über Politik in D irgendwie peinlich. Der letzte mir bekannte politische Track eines größeren deutschen Künstlers war von Samy Deluxe "Weck mich auf". Ich fand dieses Lied damals außerordentlich Scheisse, aber immernoch besser als Titel über Caps und Sneakers.

Zurück zum Thema: Vermutlich wissen eh mehr Leute von der Wahl in Übersee, als von den politischen Geschehnissen vor der eigenen Tür. Personenzentrierter Politik Pop ist zu dem auch einfacher zu Konsumieren. Leider fehlt dabei aber meiner Meinung nach die Substanz. Seien wir ehrlich: Wer von den bekennden Obama-Fans, die in der euopäischen Wahlnacht bis 4-5 Uhr ausharrten, kennt das Parteiprogramm des Black President. Einer ruft: Change. Richtig- aber was und wohin? In wie fern ist dieser Obama-Taumel denn überhaupt politisch?
Jedenfalls ist vermutlich die Anzahl der Songs, in denen mit Bush abgerechnet wird und in denen Obama gelobt wird, immens. Auch hier in Deutschland. Das Thema überschattet die großen Themen im eigenen Land, die eigene Politik.

Die Frage, warum sich die Deutschen, die ja seit jeher gerne über die eigenen Grenzen schauten (was vermutlich auch etwas mit der zentralen Lage in Europa zu tun haben dürfte) lieber mit Amerika beschäftigen, als mit den Langweilern im eignen Land, wird sicher etwas mit dem Gefühl zu tun haben, dass da der mächtigste Mann dieser Welt gewählt wurde. Außerdem wurde das Ganze ja auch medial hübsch hochgekocht.

Dass nun aber deutsche Rapper, die eigentlich deutsche Probleme haben sollten mit Obama Songs ums Eck kommen verwundert... auch nicht. In Rap Deutschland schaut man seit jeher noch intensiver in die Staaten als der Rest der Republik. Innovativ ist, wer über den Ärmelkanal schaut, nicht vorhanden ist, wer nur auf sich selbst schaut. Eine Deutschrapidentität fehlt. Daher liegt es nahe, dass nicht nur Trends, sondern eben auch Themen aus den USA übernommen werden. Oder soll ich sagen kopiert? In diesem Sinne: Change.

4 Kommentare:

trugschluss hat gesagt…

In den Köpfen der GermanRapActs überdecken "die Probleme" der Amerikaner eben die der Deutschen. Das daran der Medienhype "Schuld" ist, steht außer Frage. Zudem ist Hip-Hop ja eine Bewegung, die aus dem politisch Linken Ufer strömt, so dass man schon auf dem Anti-Bush-Hype stand oder einfach aufsprang, und damit unzählige kaufendene Ohren erreichte. Konsens wollen Leute ja hören. Ich denke so ist es auch hier, alle reden von Obama, also gibt es Obama Songs.

Generell würde aber ich nicht von "der" RAPublik zu sprechen. Genauso vielfältig wie die rappenden Menschen sind, so vielfältig sind auch ihre ausgewählten Themen und Weltprobleme. Und da steckt das Sprachrohr Rap dann im Kopf jedes Einzelnen. Zumindest bei dem Rap, den ich gerne höre.
Was ist also eine Deutschrapidentität? Und von wem soll sie bestimmt werden? Brauch es eine Einheit oder ist so eine Vielfalt nicht besser für eine unendliche Weiterentwicklung?

Nochmal kurz zu Obama: Der Taumel ist sicherlich nicht politisch, aber in meinen Augen muss er das für viele auch nicht sein. Ich finde es ist ein schönes Zeichen für die Demokratie, die ich in ihrem Grundgedanken sehr hoch halte. "Change" ist etwas prozesshaftes, das mit Obamas Wahl schon einen wichtigen Schritt in einer Richtung gegangen ist, die sehr gut ist und hoffentlich noch ein wenig weiter beschritten wird. Und wenn alle die jetzt "change" schreien ihn weiterhin unterstützen, dann funktioniert auch die Demokratie.
...und in Deutschland richten hoffentlich wieder mehr Leute ihren Fokus auf unser Problem: Bildung.
Denn dann sind einige deutsche Raplieder mit "politischem Hintergrund" nicht mehr so krass provokant und entgegen allen Diskurses wie bspw. das hier: http://www.youtube.com/watch?v=Gg-AD8tP8NQ

...und deutsche Rapper könnten ja Rap-Cyphers nutzen um über Identitätslosigkeit, Politikverdrossenheit und Looptroops "looking for love" zu reden.
Ob das geht? Yes, we...und so.

Gute Nacht aus Freiburg.

trugschluss hat gesagt…

...ach und schöne Anregung Zeal!

Anonym hat gesagt…

oh man, die amis und ihr überallesgeliebter pathos...

Anonym hat gesagt…

Danke Zeal,
auch aus politikwissenschaftlicher Sicht.