Freitag, 6. November 2009

Rap im Uhrzeigersinn

Irgendwas zwischen Ilmenauer Jugendklub Mitte der Neunziger und New Yorker Lyricist Lounge war das, was mir vor drei Nächten im Keller der Friedrichshainer Bar "Lauschangriff" in der Rigaer Straße begegnete: ein Mic wandert über zwei oder drei Stunden hinweg ununterbrochen im Uhrzeigersinn durch eine ständig wechselnde Rapperrunde aus drei bis acht Leuten - eine bunte Mischung aus deutschen, niederländischen und israelischen MC's und Ami-Rappern. DJ V.Raeter und Bulet legen Instrumentals auf. Die Anlage schnarrt genauso wie es sich für einen Punker-Schuppen gehört. Am Rand des finsteren Raumes hocken auf schmalen Betonsimsen mal mehr, mal weniger Gestalten, die das Ganze wahrscheinlich nur ertragen, weil ihr Kumpel gerade in der "Cypher" steht. Ich bin beeindruckt - von der entspannten Atmosphäre, von der Geduld des Publukums, von der Energie, die von einem MC auf den nächsten umschlägt, von der Ausdauer der Leute und davon, dass hier noch oder wieder gefreestylt wird.

Diese Disziplin hatte ich schon vor langer Zeit für mich an den Nagel gehängt, nachdem mir das dazugehörige Umfeld weggebrochen ist, mit dem man sowas regelmäßig praktizieren konnte. Plötzlich schien das wieder lebendig, teilweise auf einem wesentlich höheren, teilweise aber auch auf dem gleichen Niveau wie damals. Besonders beeindruckt war ich von Webbafied, einem rappenden Weltenbummler aus Brooklyn, der jetzt wahrscheinlich schon in Paris sitzt. Sein aktuelles Video zu seinem kleinen Hit "Brooklyn Nights" hänge ich einfach mal an diesen Beitrag ran.

Mindestens fünf mal meinten verschiedene Leute zu mir, dass es sonst bei solchen Veranstaltungen hier noch viel voller sei. Da scheint wohl etwas an mir vorbei gegangen zu sein. Ich fand es nett, blieb bis um drei und werde meine Besuche bei solchen Veranstaltungen in Zukunft trotzdem rar halten, damit es für mich etwas Besonderes bleibt.

1 Kommentar:

Zeal hat gesagt…

SUPER!
danke jenz. schöner beitrag.