ЭКИПАЖ (feat. Александр Ягья) - Дети Перемен by djkrypton
Glasnost und Perestroika waren ihre Jugendweihe. Kein Wunder, dass sie für ihren neuen Song auf das tragende Sample des Scorpions-Hits "Wind of Change" zurück gegriffen und den den alten Russenrocker Aleksandr Jagja von Bjelyj Orjol (weißer Adler, die einen ähnlichen Status wie bei uns Karat hatten) ins Studio geholt haben, um den Refrain einzusingen.
Der Track trudelte vor ein paar Stunden bei mir per e-Mail ein. Ich machte mich gleich ans Werk und habe jede Strophe ins Deutsche übersetzt, so gut es ging.
Den Song kann man hier runterladen.
Hier das Resultat meiner Arbeit.
Moskau im Jahr 1979.
MC Delovoi erblickte soeben das Licht der Welt und schrie bereits.
Ich war gerade ein Jahr alt als die Olympischen Spiele in diese Stadt kamen.
Wir dachten hier, wir würden im Paradies leben.
Dort dachten sie, wir wären die Bewohner der Hölle.
Ich wuchs auf und inhalierte die Ideen der heranrückenden Zeit wie den Duft der Blumen,
doch der Eiserne Vorhang verschleierte die Wahrheit des Lebens der Einwohner eines riesigen Landes.
Mama vom frühen Morgen an bei der Arbeit, Papa vom frühen Morgen an bei der Arbeit.
Auf dem Weg zur Arbeit brachten sie mich in den Kindergarten.
Doch mich dorthin zu bringen glich einer Jagd.
Allmälig gewöhnte ich mich daran und bekam einen besten Freund - Ljoscha Pawlyk.
Zum ersten Mal in der ersten Klasse, das hast Du es, ich bin schon ein Schulkind.
Erst Oktoberkind, dann Pionier, doch in den Komsomol habe ich es nicht mehr geschafft.
Ich habe als Erster das Pionierhalstuch abgelegt - das war der "Wind of Change",
der plötzlich irgendwoher aus dem Westen wehte und wir verstanden nicht, wie das sein kann.
Die Poster der Rockgruppen AC/DC und The Scorpions, die nun an den Wänden meines Zimmers hingen,
waren ein Zeichen dafür, dass wir nun von der anderen Seite manipuliert wurden, doch wozu?
Es mussten viele Jahre vergehen, ehe wir das begriffen, doch nun sind wir die Kinder der Wende.
Refrain:
Wo ist sie hin, die Welt unserer Kindheit, unser unbeschwertes Paradies?
Sie lebt fort in unseren Herzen, denn wir sind die Kinder der Wende.
Eins-neun-sieben-neun: Cool DJ Krypton trat aus dem Schatten heraus,
um schließlich zu verstehen, dass es sich nicht lohnt, das Leben einer Pflanze zu führen.
Meine Eltern haben - wie alle zu diesem Zeitpunkt - den Kommunismus aufgebaut.
Die UdSSR einte die Völker, war deren Mutter und schuf den Sozialismus.
Jahr für Jahr nahm Afganistan das Leben der jungen Rekruten.
Doch ich ging zu dieser Zeit mit einem großen Ranzen auf dem Rücken zur Schule.
Uns gefiel es, die Ausländer nachzumachen und wir träumten davon, so herumzulaufen wie sie.
Wir spielten in den Lagerhallen, sammelten Bierdosen, daran war nichts ungewöhnlich.
"Der Bessere ist des Guten Feind", sagte mir meine liebe Mutter immer,
doch der Bessere ist mir irgendwie nie begegenet und die Guten waren so rar.
Dennoch waren wir glücklich, war doch das Geld nicht die Maßleiste des Glücks.
Wir waren nicht so dreist wie heute und dachten: "Alle Menschen sind Brüder".
Aber offensichtlich lief etwas schief und die Idee des Guten verlor ihre einstige Macht.
Ganz auf sich selbst gestellt, begann die Jugend nach den Gesetzen des Dschungels zu leben.
In der Vergangenheit sahen die Menschen die Ursache für all unsere Problem.
Doch damals waren wir noch Kinder, die unter dem Tisch hindurch liefen, doch jetzt sind wir die Kinder der Wende.
Neunzehn Achtundsiebzig - darf ich Sie mit Bass Nikitos bekannt machen?
Es waren Zeiten, in denen die Menschen glaubten, man könne Amerika an der Nase herum führen.
Vieles wurde nun in Frage gestellt, vieles verbannt,
doch die Menschen im Land der Räte strichen es nicht aus ihren Erinnerungen.
Frieden-Arbeit-Mai: Alle waren auf den Kundgebungen mit Ballons und Transparenten.
Das Land war reich an Talenten, die Wohungen mit Teppichen, Sofas und Anrichten.
Die Siegesparaden auf dem Roten Platz verängstigten die ganze Welt mit militärischer Macht.
Ein paar abgefeuerte Raketen würden ihr Ziel nicht verfehlen und den Feind in Stücke reißen.
Doch plötzlich aus dem Nichts erschien Glasnost und
die Suchscheinwerfer der Perestroika leuchteten den Weg dorthin aus, wo jeder die Gefahr vermutete.
Mit dem Fall der Berliner Mauer fiel auch die Sowjetunion.
Zu dieser Zeit haben wir nicht verstanden, ob das nun alles eher gut oder schlecht ist.
Die Panzer in der Stadt feuern Schüsse ins Weiße Haus. Auf allen Sendern läuft Ballett.
Solche Aufführungen hat unser Land seit mindestens 70 Jahren nicht mehr gesehen.
Der erste Schlackdonalds, Voucher, Herbalife, Pyramiden von "MMM",
das sahen wir als Kinder, als die Kinder der Wende.
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