Donnerstag, 31. Juli 2008

Optik Records: gerade noch rechtzeitig ans Ende gedacht

Kommentar von Jenz Steiner: Optik Records macht dicht. Die Meldung verbreitete sich heute wie ein Lauffeuer in den deutschsprachigen HipHop-Medien. Ich reagierte auf die Pressemitteilung eher leidenschaftslos. Schließlich hat das Label, abgesehen von den beiden musikalischen Zugpferden das eigene Genre nicht gerade bereichert. Warum sonst fallen mir spontan keine anderen Optik-Artists ein, deren Musik bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte. Keiner von ihnen brachte auch nur ansatzweise soviel Charisma, Talent und Glaubwürdigkeit mit wie Mel und Savas. Die Releases des Labels waren schon nicht schlecht, doch die Chance deutschen Rap zu revolutionieren, ließ die Optik Armee ungenutzt. Ihre Schlagkraft reichte nicht einmal für einen kleinen Putsch. Schade! Ich weiß nicht, wer deren Musik gehört hat, wer ihre Alben gekauft hat und zu deren Konzerten gegangen ist. Auf jeden Fall niemand aus meinem Umfeld. Ich will gar nicht zu tief in die Materie einsteigen. Irgendwelche Interna, die mit zur Auflösung beigetragen haben, interessieren mich nicht und gehen mich auch nichts an.



Da sich viele Besucher dieser Seite wahrscheinlich noch nie mit Musik von Optik Records beschäftigt haben, hier ein kleiner Einblick in die Welt der Optik Army. "Ihr seid nichts!"

Alles hat seine Zeit und nichts ist für die Ewigkeit.
Das Verschwinden von Optik Records und Royal Bunker von der musikalischen Bildfläche ist weder schade noch schlimm. Mit Rap kann man dauerhaft kein Geld verdienen, erst recht nicht als Musiker. Das ist auch gut so. Die Erkenntnis ist wirklich nicht neu. Musik ist und bleibt zuerst eine emotionale und erst nachrangig eine geschäftliche Angelegenheit.

Rap ist und bleibt Spartenmusik. Rap gehört ins Kinderzimmer, auf die Straße, auf die Bühne, ins Netz, auf Mixtapes, in die Kopfhörer, nicht aber in die Businesspläne übermäßig engagierter Jungunternehmer. Rap braucht einen langen Atem und reichlich Leidenschaft. Genau diese hungrige Leidenschaft sah ich in Kool Savas, als er vor zehn Jahren seine Westberlin-Maskulin-Tapes bei unserer Ready 2 Rock Party vor der Alten Feuerwache in Berlin Schöneweide vertickte. Genau diese Leidenschaft braucht es für guten Rap.




Kool Savas, Optik Army, P-RZM "Das ist OR"

Rap hingegen braucht weder große noch kleine Labels, weder Vertriebe noch Musikverlage. Rap braucht Rapper und Rap-Fans. Der Rückzug der Musikindustrie aus dem Tonträgergeschäft ist großartig. Das ist die Chance! Was nützt einem aufstrebenden MC der Traum vom schnellen CD-Release? Ein Album macht noch keinen guten Musiker. Eine Release-Party bringt noch keine Bühnenerfahrung. Ein bezahlter Feature-Track mit einem Ami-MC's bringt noch keinen Fame und erst recht kein Geld in die Kassen. Ist es nicht viel erfüllender, an den selbst erarbeiteten Erfolgen zu wachsen und sich von den eigenen Kumpels für die Musik feiern zu lassen, die Dir genauso wie ihnen aus dem Herzen spricht?

1 Kommentar:

Benson hat gesagt…

Die Frage ist halt, was bei Optik erwartet wurde. 60.000 Einheiten für ein Mixtape sind schon 'ne Hausnummer. Letztlich hat Savas wohl als Labelboss versagt, da es ihm nicht gelungen ist, neben sich einen begnadeten MC mit Flavour zu scharen, der sich von den typischen 6xXL-Shirt HipHop Soldaten musikalisch abhebt. Mir rollt da jetz auch keine Träne, wenn die zumachen.