Mittwoch, 1. Dezember 2010

Das Weihnachtstagebuch: Seite 1 - Da No No

Andy Wagner aka "Andy Waffen" führt Tagebuch. Nicht nur Weihnachten 99 steht vor der Tür, sondern auch ein Auftritt mit seinem Kumpel Tim aka Timinator XXX. Gemeinsam mit Tims Freundin Laura gehen sie im vorweihnachtlichen Berlin durch Dick und Dünn. Vom heutigen ersten Dezember bis zur Bescherung am 24. gibt es hier täglich eine Seite aus Andys Tagebuch zu lesen und ein Video aus Tims eigentümlichen VHS-Flohmarkt-Funden. Viel Spaß mit Jenz Steiners Weihnachtskalendergeschichte auf Generation Tapedeck!


Der größte Walkman der Welt: Alexandr Gradskij - Vsje prawa. Dieses VHS-Video hat Tim im Sommer 99 auf dem Flohmarkt am S-Bahnhof Tiergarten aufgestöbert.


01.Dezember 1999,

Ich hab mich fast bepisst vor Lachen. Bei der Kälte haben heute nach der Uni am Bahnhof Friedrichstraße  ein paar Promo-Mädels in dunkelblauen Danone-Jacken und blinkenden Weihnachtsmannmützen so 'ne Mini-„Actimel“-Plastik-Näpfe verteilt. Tim hat sich einen geben lassen, sich in den Mund gekippt, damit gegurgelt und die Brühe dann in hohem Bogen auf den Anorak der blonden Danone-Tante gespuckt.

„Der Rotz schmeckt wie Kuhpisse!“, schrie er sie an und feuerte ihr noch den leeren Becher gegen den Schädel. Stille. Ich packte ihn am Ärmel und wir botteten hoch zum S-Bahnsteig. Zum Glück kam gleich eine Bahn in Richtung Ahrensfelde. Wir waren von unserem kleinen Sprint außer Atem und haben vor lauter Lachen kaum noch Luft gekriegt. In der Bahn hab ich mein neues Kassettendiktiergerät rausgeholt und auf „stop“ gedrückt.
„Du hast das mitgeschnitten? Kranker Vogel!“ Er hat es echt nicht gerafft.

Am Hackeschen Markt sind wir raus. „Zeig her! Spul' zurück!“, „Ja, ja, warte, ich kann nicht.“. Er riß mir das Teil aus der Hand, spulte zurück. Play: Die Stimme der blonden Promo-Tante: „Wollen Sie sich fit für den Winter machen und mal das neue Actimel ausprobieren? Tim: Jib her dit Zeug! Eine Autohupe. Gurgeln und dann kam es wieder, nur jetzt vom Band: „Der Rotz schmeckt wie Kuhpisse!“. Ich konnte nicht mehr gerade stehen, so doll musste ich lachen.

Zehn Minuten später stand fest – das wird ein Track. Wir fuhren direkt in die Duncker* zu Tim und machten uns gleich ans Werk.
Seine Hinterhausbude gleicht immer mehr einem Krankenhaus, seit er Zivi in der Charité macht. OP-grüne Tischdecken, eine Bettpfanne voller bunter Volksbühne-Streichholzschachteln**, Charité-Besteck***, Charité-Geschirr, Charité-Briefpapier, aber geil und er - in einem grünem OP-Hemd vorm Rechner. Den Track haben wir „Da No No“ genannt.

Später kam Laura noch dazu. Sie hat uns zwei Weihnachtskalender mitgebracht – einen großen mit Schokolade für Tim, einen kleinen mit Bildern für mich. Klar, ist ja SEINE Freundin. Mmh. Keine Ahnung, wie oft wir ihr den halbfertigen Track vorgespielt haben. Sie lag auf dem ollen Ost-Sofa, hielt sich irgendwann nur noch lachend die Ohren zu und sah dabei ganz schön süß aus.

* Duncker - Dunckerstraße in Prenzlauer Bergs "LSD"-Viertel
** Volksbühne - Theater am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz mit extrem billigen Eintrittspreisen für Schüler und Studenten, dass damals als Werbeartikel bunte Streichholzschachteln verteilte
*** Charité - Deutschlands größtes Krankenhaus in Berlin Mitte. 

1 Kommentar:

Nutterich hat gesagt…

hey der wikileaks gründer wird von interpol gejagd! schöne welt!