Mittwoch, 15. Dezember 2010

Andys Weihnachtstagebuch: Seite 15 - Wenn die Stadt zum Kosmos wird

Mittwoch, 15. Dezember 1999


Ein dicker Fliegenpilz war heute in meinem Weihnachtskalender. Kein gutes Zeichen. Tim ist weg. Keiner hat eine Ahnung, wo er stecken könnte. Seine Zivi-Stelle hat bei seinen Eltern angerufen, weil er gestern nicht erschienen ist. Laura geht die Wände hoch. Wir waren nochmal bei ihm. Nichts, keiner da. Wir wussten nicht, was wir tun sollen und sind alle Orte in der Stadt abgelaufen, an denen er sich sonst aufhält und so ziemlich unseren gesamten Freundeskreis abtelefoniert. Nichts.


Komische kosmische Träume ereilen Andy, nachdem er mit Laura die ganze Stadt nach Tim abgesucht hat.

Alle haben gleich gefragt, ob ihm irgendwas zugestoßen ist. Woher soll ich das wissen? Laura war in der Schönhauser Allee bei den Bullen. Das war natürlich ein Schuß in den Ofen. „Der ist doch volljährig. Nach einem Tag legen wir da noch kein Aktenzeichen an. Warten sie mal noch ein paar Tage, wenn er dann noch nicht wieder da ist, können sie sich ja nochmal melden.“, war die Ansage, die sie von denen bekommen hat.

Laura vermutet, dass er eine Andere hat. Das halte ich aber für Quatsch, da er dann trotzdem zum Zivi gehen würde. So krass ist er nicht. Wir sind dann noch ziellos durch die Stadt gezogen. Das hatte was Beklemmendes und was Schönes zugleich, weil wir echt alle Orte abgelaufen sind, die unser Leben in den letzten gemeinsamen Jahren geprägt haben. Unwahrscheinlich, dass es ihn dahin zieht. Auf einmal nimmt diese pupige Kleinstadt kosmische Dimensionen an. Vorhin, als ich nach Hause gekommen bin, hab ich mich kurz auf die Couch geschmissen und bin sofort weggepennt. Ich hatte einen krassen Traum. Ich bin mit Laura durchs Weltall geflogen, um Tim zu suchen. Dabei hat sie mir die ganze Zeit schöne Augen gemacht. Das hat mich ein bisschen verwirrt. Jetzt binich hellwach und finde keine Ruhe mehr. Keine Ahnung, was wir noch tun können.

Hoffentlich ist er bis zum Auftritt wieder da. Einerseits bin ich sauer, andererseits kann ich ihm ja auch keine Vorschriften machen. Ich denke nicht, dass ihm was passiert ist. Will ich auch nicht.

Was bisher geschah:
Einleitung
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